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„Katastrophen im Gartenteich“

1.Kapitel

 

 

 

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Pool für Frösche

 

Angefangen hat aller Trouble nicht mit Fischen, sondern mit Fröschen. Unser Sohn hatte die Idee, für die putzigen Hüpfer einen "Pool" anzulegen. Wie er darauf gekommen war, lässt sich nicht mehr erinnern. Jedenfalls hob er eines schönen Tages mit dem Spaten ein Loch aus, kaum größer als ein Wassereimer, und passte eine alte, ausrangierte Plastik-Tischdecke hinein. Dann füllte er das Mini-Meer mit Wasser und erklärte stolz, nun würden die Frösche nicht mehr durch unseren Garten hindurch hopsen, sondern sesshaft werden. Dazu muss gesagt werden, dass Peter, damals war er wohl gerade ein Schulbub geworden, gelegentlich im Garten Frösche aufstöberte und sich wunderte, weil sie entweder mal grün oder mal braun aussahen. Bald fand er heraus, dass es sich bei den Grünen um Teich- und bei den Braunen um Grasfrösche handelte. Er hätte selbstverständlich die Grünen Grasfrösche genannt. Aber leider waren weder er noch wir dafür zuständig. Das musste er akzeptieren.

 

 

 

Ein Dokument aus der „Frühzeit“.

 

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Kein faszinierendes Foto, gewiss, aber der Beleg dafür, dass der kleine Pool für Frösche existiert hat. Hier allerdings schon in der zweiten Ausfertigung, das heißt, etwas vergrößert. Die Aufnahme erfolgte damals wahrscheinlich, um den dichten Pflanzenwuchs im Wasser zu verewigen. Und gewiss sind auch ein, zwei Frösche zu sehen gewesen, aber leider nicht auf dem Foto.

 

 

 

 

 

Er musste auch hinnehmen, dass die Frösche mit seinem "Pool" offenbar nichts im Sinn hatten. Wenn er dort einen im Garten gefundenen Frosch ausgesetzt hatte, war der am nächsten Wochenende garantiert verschwunden.

 

Daran konnten Katzen schuld haben! Was wir vorher kaum beachtet hatten, fand plötzlich unsere besondere Aufmerksamkeit. Dass nämlich Katzen wegen Appetit oder aus Langeweile fast ein größeres Interesse an Fröschen hatten als wir! Eines Tages hatte doch tatsächlich so eine Mieze, die wir vorher noch gefüttert hatten und eigentlich ganz gut mochten, einen Frosch gefangen. Und sie spielte mit ihm, als sei er eine Maus. Das heißt, sie packte ihn, schleppte ihn ein Stück und ließ ihn los. Was der Frosch natürlich zur Flucht nutzen wollte. Womit nun aber die Katze nicht einverstanden war. Mit einem Sprung hatte sie den armen Kerl eingeholt und wieder im Maul.

 

Natürlich hätten wir eingreifen müssen! Aber eine seltsame Neugier veranlasste uns, die Katze gewähren zu lassen. Und die benahm sich, als machte sie eine Vorführung für uns. Plötzlich ertönte ein durchdringender Schrei, wie wir ihn noch nie gehört hatten. Der Frosch hatte ihn ausgestoßen. Er hatte sich wie ein Ballon aufgeblasen, aber die Katze damit nicht zu irritieren vermocht. Nun bekam mein Sohn ein schlechtes Gewissen und wollte einschreiten. Aber die Katze ergriff den Frosch kurz entschlossen und verschwand damit hinter einem Busch. Jede Hilfe kam zu spät. Unser Sohn, der die Katze verfolgte, erreichte nur, dass sie wieder zupackte und mit ihrer Beute auf des Nachbarn Grundstück ausrückte.

 

Als wir den Vorfall schon vergessen hatten, kam die Katze zurück. Völlig unschuldig und wie selbstverständlich legte sie den toten Frosch, dessen Kopf sie zerbissen hatte, auf den Stein vor der Tür unserer Laube. Nachdem wir den Schock überwunden hatten, verjagten wir die Katze, die das überhaupt nicht verstehen konnte, und den Frosch begruben wir mit Trauergesang. Erschüttert stand die Familie, Vater, Mutter, Sohn und Tochter, vor dem kleinen Grab. Welch Katastrophe! Solchen Gefahren also waren Frösche ausgesetzt!

 

Der Sohn entschloss sich, seinen Frosch-Pool mit einem Zaun zu umgeben. Uns erschien das nutzlos, zumal noch kein Frosch ansässig geworden war. Peter aber ließ sich nicht davon abbringen. Er steckte in kurzen Abständen ein Sortiment Bambus-Stäbchen ringsherum und zog dann Schnuren kreuz und quer. Das sah zwar nicht unbedingt schön aus, aber darauf kam es jetzt nicht mehr an. Jetzt musste für Sicherheit gesorgt werden.

 

Wie viel Zeit verstrichen war, kann ich nicht mehr sagen. Wir hatten die kleine Pfütze am Rande unseres Gartens fast vergessen, zumal an einem Wochenende immer viel zu tun war. Schon allein die Straße sauber zu halten, kostete viel Zeit. Dort übrigens, in einem Gully, entdeckte der Sohn eines Tages einen kapitalen Teichfrosch. Der saß in der Tiefe und fand nicht wieder heraus. Nur ein kräftiger Regenguß würde ihn retten können. Es war irgendwie seltsam. Da gab es in unserem Garten so ein schönes Wasser, aber dieser dumme Frosch missachtete das Angebot und zog es vor, im Dunkeln zu hocken.

 

Eines Tages jedoch, wir hatten nach der Ankunft im Garten noch nicht einmal alle Utensilien ausgepackt, erklang ein Ruf großen Entzückens. Unser Sohn stand an seinem Frosch-Pool und zeigte begeistert hinein. Eben, als er herangetreten war, sagte er, sei ein grüner Frosch in hohem Bogen vom Ufer hineingesprungen und abgetaucht. Sofort stand die ganze Familie an der Pfütze und starrte hinein. Nichts zu sehen! Schon meldeten sich Zweifel. Vor allem die Tochter glaubte ihrem Bruder nicht. Doch der erklärte bestimmt, eben einen springenden Frosch gesehen zu haben. Wir Eltern verharrten unentschlossen.

 

Plötzlich tauchte doch tatsächlich der Kopf eines Frosches am Ufer auf. Weil wir uns vor Begeisterung bewegten, huschte das Tier aber sofort wieder in die Tiefe. Der Frosch hielt uns wahrscheinlich für hungrige Katzen. Nun musste wieder gewartet werden. Wir überließen das den Kindern und wandten uns dem Garten zu.

 

Nach geraumer Zeit hörten wir, wie die beiden entzückt miteinander flüsterten und uns unmerklich zunickten. Wir schlichen hinzu. Jetzt kroch doch tatsächlich ein kapitaler grüner Frosch gemütlich ans Ufer, machte kehrt und platzierte sich in einer Nische zwischen Grasbüscheln. Wir standen und starrten, und er regte sich nicht. Sensation! Ein Teichfrosch hatte Sohnemanns Angebot angenommen und sich offenbar sozusagen häuslich eingerichtet. Peter nannte ihn spontan Paulchen. Wir fanden das lustig und stimmten zu. Andächtig und durchaus ein wenig stolz betrachteten wir unseren Gast.

 

Urplötzlich schreckte er uns auf. In hohem Bogen war Paulchen nach einer Wespe gesprungen, die auf einer Pflanze Platz genommen hatte. Das geschah so blitzschnell, dass es schon bewunderungswürdig war. Alsbald saß Paulchen wieder an seinem Platz und tat so, als sei nichts geschehen. Langsam zogen wir uns zurück. Aber die Kinder konnten sich nicht trennen.

 

Als wir am Abend das Grundstück verließen, war der Frosch verschwunden. Am liebsten wäre der Sohn geblieben, um Gewissheit zu haben. Auch um Katzen fern zu halten. Aber das war nicht möglich. Wir trösteten die Kinder damit, dass der Frosch nächstes Wochenende gewiss wieder zu sehen sein würde.

 

Und in der Tat: Als wir uns ein Woche später langsam und leise an die Pfütze heranschlichen, saß da unser grüner Freund und sonnte sich. Peter begrüßte ihn stolz, wobei er sich unachtsam zu brüsk bewegte. Hops war der Frosch abgetaucht. Aber er blieb uns treu. So lange es Sommer und warm war.

 

Als die kalte Jahreszeit anbrach, war Paulchen verschwunden. Peter suchte ihn vergeblich. Auf dem Grund des Wassers war er nicht zu entdecken, da half auch keine Taschenlampe. Wir trösteten unseren Sohn damit, dass – wie in Büchern steht – die Teichfrösche sich für den Winter irgendwo einbuddeln. Es blieb nichts anderes übrig, als sich bis zum kommenden Frühjahr zu gedulden.

 

Nachdem endlich der März gekommen und der Schnee weggetaut war, besichtigte unser Sohn seinen Pool. Das Wasser war wunderbar klar und vor allem, es war noch vorhanden. Also hatte die dünne Plast-Folie dem Frost widerstanden. Peter störte allerdings, dass im Herbst so viele Blätter in das Wasser gefallen waren. Er entschloss sich, die Pfütze zu säubern.

 

Der Schlamm, den er herausholte, roch nicht eben angenehm. Der Geruch bestätigte, wie nützlich die Säuberung sein würde. Allzu viel Modder war es freilich nicht. Als Peter aus Neugier das klein Häufchen verrotteter Blätter auseinander zog, hielt er entsetzt inne. Was da halb verwest vor ihm lag, war eindeutig die Leiche eines Frosches! War es Paulchen? Woher sollten wir das wissen?

 

Welch Katastrophe! Der kleine Kerl hatte offenbar im Wasser überwintern wollen und war jämmerlich erfroren. Peter machte sich schlimme Vorwürfe. War er etwa schuld am Tode des Frosches? Wir trösteten ihn. Schließlich war Paulchen oder welch Frosch auch immer für seine Entscheidung selber zuständig.

 

Ärgerlich war natürlich, dass solch ein Frosch wegen der Folie nicht weiter hinab krabbeln konnte, wenn's ihm am Hintern kalt wurde. Also, entschied unser Sohn, muss der Frosch-Pool tiefer angelegt werden.

 

 

 

 

So übrigens...

 

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...sah der Pool der „Frühzeit“ im Winter 2000/2001 aus

 

 

 

 

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