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„Katastrophen im Gartenteich“

5. Kapitel

 

 

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Fatale Rettung

 

Es war am späten Vormittag. Ich wusch in der Küche Geschirr ab und schaute nur zufällig zum Fenster hinaus. Auf dem Weg neben den Heckenrosen sah ich die kleine graubraune Katze, die vor kurzem bei uns heimlich unter einem Bretter-Stapel Junge bekommen hatte. Sie spielte nicht mit einer Beute, sondern fraß ganz offenkundig daran herum. Schnell eilte ich hinaus und hinter der Katze her. Sie floh mit ihrem Opfer. Ich konnte nicht sehen, was sie mit den Zähnen gepackt hatte. Etwa zwei Meter tief im Nachbargrundstück blieb sie sitzen und blickte mich empört an. Sie hatte keine Beute mehr. Wo war die geblieben?

 

Ich schaute mich um. Mir zu Füßen sah ich ein hilfloses Wesen. Ein Frosch, auf dem Rücken liegend und alle Viere von sich streckend. Die Katze hatte ihm die linken Fußkrallen vorn und hinten abgebissen. Er blutete. Er schien tot zu sein. Ich drehte ihn mit einem Ast herum und sah, dass es ein Grasfrosch war, offenbar der, den die Teichfrösche aus dem kleinen Teich vertrieben hatten. Er war irgendwie ein vertrautes Tier gewesen, denn er hatte im Frühjahr als erster im Frosch-Pool gesessen und war nicht ins Wasser verschwunden, wenn wir uns näherten. Als aber die Grünen eingetroffen waren, hatten sie ihn offenbar vertrieben, denn wir sahen ihn nicht mehr. Wahrscheinlich hatte er im Blumengestrüpp nahe beim Teich Zuflucht gefunden und war von der Katze dort aufgespürt worden.

 

Nun lag der kleine Kerl tot vor mir. Warum ich ihn auf eine Schaufel nahm und in einen Eimer legte, in dem sich ein bisschen Wasser befand, weiß ich nicht mehr. Doch, ich erinnere mich! Nachdem ich ihn auf meine Schaufel bugsiert hatte, hatte er plötzlich ein Auge geöffnet und mich wehmütig angeschaut. Ich war gerührt. Er lebte noch! In dem Moment dachte ich: Wenn Menschen ohne Hand oder Fuß zu leben vermögen, dann kann das vielleicht auch ein Frosch. Also legte ich ihn ins Wasser. Und plötzlich hatte er zu schwimmen versucht.  

 

 Was nun? Wenn ich ihn in den Frosch-Pool zurückgeben würde, aus dem er vertrieben worden war, wäre ihm wahrscheinlich gar nicht geholfen. Also schüttete ich ihn mit samt dem Wasser, in dem er im Eimer war, in Peters Teich. Dort lebten damals nur zwei Teichfrösche, und die würden ihn, dachte ich, wahrscheinlich in Ruhe lassen. Was leider ein schlimmer Irrtum war!

 

Der eine von den zwei Grünen hatte schon allerhand Quak-Konzerte veranstaltet. Dass ihm nach Liebe war, hätte ich ahnen müssen. Etwa nach einer Stunde hörte ich Frosch-Krakeel aus Richtung Peters Teich. Ich ahnte nichts Schlimmes. Denn der so arg verletzte Frosch war mit dem Schwupp Wasser, mit dem ich ihn hineingeschüttet hatte, erst einmal verschwunden gewesen. Er hatte sich offenbar zur Genesung in die Tiefe verzogen.

 

Jetzt also Lärm. Ich ging zum Teich und sah einen Grünen, heftig stöhnend, auf einem brauen Frosch hocken. Das war erfreulich, denn das bedeutete, dass noch ein Frosch im Teich gewesen sein musste, den wir bisher nicht gesehen hatten und der nun flott Liebe machte. Aber Entsetzen! Der braune Frosch unten war der arme Kerl, den ich vor knapp einer Stunde der Katze entrissen hatte. Völlig hilflos, ausgeliefert dem Zugriff des Grünen, stöhnte er erbärmlich. Ich ergriff einen Stock und versuchte, die beiden zu trennen. Vergebens. Sie torkelten fest umschlungen im Wasser herum.

 

Wie lange es der Grüne mit dem armen Kerl trieb, ob der überhaupt ein Weib war, ich kann es nicht sagen. Jedenfalls war es ein makabres Erlebnis. Hätte ich ihm vor einer Stunde nicht zu Hilfe kommen und einfach der Katze überlassen sollen?

 

Seltsam, wie der Zufall so spielt. Einige Tage später ging ich neugierig wieder einmal zu Peters Teich. Unvermutet entdeckte ich die kleine Katze im Gebüsch. Sie saß einen Meter entfernt vom Teich und beobachtete äußerst konzentriert irgendetwas vor ihr. Sie ließ sich von mir nicht beirren. Jetzt sah ich: Da kam mühselig kriechend der verletzte Grasfrosch aus dem Gesträuch und rettete sich gerade noch ins Wasser, bevor ihn die Katze wieder packen konnte. Ich vertrieb die Katze. Aber dem armen Kerl habe ich damit nicht helfen können. Ich habe ihn seither nicht mehr gesehen.

 

 

 

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