Wir leben nun schon mehrere Jahrzehnte hier, aber eine Brieftaube haben wir noch nie gesehen. Zunächst hielten
wir sie für eine Hohltaube, doch die freundliche Auskunft eines Ornithologen aus Hessen hat uns kundiger gemacht (siehe unten!).
Eine Brieftaube hat in „Tiere im Garten“ nicht unbedingt etwas zu suchen, aber sie war nun mal hier… Sie hat sich
zwei Tage aufgehalten, hat auf einem Fenstersims im ersten Stock übernachtet und flog am Sonntag (1. Juni 2014) auf und davon.
Da wir neugierig darauf waren, woher die vermeintliche „Hohltaube“ die Ringe haben könnte, wandten wir uns an einen
Ornithologen. Hier die freundliche Antwort von Klaus Hillerich aus Hessen:
Sehr geehrter Herr Ebert!
Die auf den Fotos abgebildete Taube ist eine Brieftaube. Sie hat zwar eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Hohltaube: Grünes Genick und die
beiden Streifen auf dem Flügel. Sie trägt am rechten Bein den Ring des Taubenzüchters/Eigentümers, den Sie über eine Nummer auf dem Ring
ausfindig machen können. Dazu gibt es in Taubenzüchterkreisen ein dickes Buch. Die Zahl 13 deutet wohl auf das Geburtsjahr der Taube hin.
Am linken Bein wurde kurz vor dem Preisflug, zu dem die Taube von den Brieftauben-„Sportsfreunden“ genötigt wurde, ein sogenannter Konstatier-Ring
angebracht.
Das Ergebnis solcher Wettbewerbe sind manchmal tausende Brieftauben, die nicht mehr zu ihrem Schlag zurückfinden. Unwetter bringen sie
von der Route ab, durch schlechte Kondition bleibt so manches Tier auf der Strecke und die eine oder andere wird von Habicht oder Wanderfalke
geschlagen. Einige bis viele kommen wieder nach Hause und der Besitzer kassiert u. U. eine hübsche Summe Preisgeld. Nach solchen Preisflügen
(besonders jetzt um Pfingsten) beobachten wir immer wieder solche wie auf Ihren Bildern beringte Brieftauben die mit herabhängenden Flügeln auf
Hausdächern sitzen, völlig apathisch. Andere laufen auf Parkplätzen von großen Kaufhäusern herum und werden von Autos überrollt. Nur weil der
Brieftauben-„Freund“ die Nest- und Partnertreue seiner Tauben schamlos ausnutzt. Solche Tauben leben dann als verwilderte Haustauben in vielen
Kirchtürmen (Dreck, Taubenkot), was zum verschließen der Schallluken führt, so dass die Schleiereule das Nachsehen hat.
Die Ringe der Vogelwarten sehen anders aus und auch die Motive zur wissenschaftlichen Vogelberingung sind andere. So wissen wir z. B. durch die
Beringung , dass die Jungen von nicht ziehenden Storcheneltern im Spätsommer/Frühherbst alle wegziehen. Es wäre fatal gewesen, wenn die Jungen
von Nachzuchten / Wiederansiedlungsprojekten mit gezüchteten Störchen ebenfalls im Winter bei uns geblieben wären. Eine Winterfütterung der
Störche lehnen wir in Hessen strikt ab.
Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen beantworten.