Vor etlichen Jahren besuchten uns drei Filmstudentinnen aus Babelsberg. Sie waren begeistert
von unserer Homepage und wollten ein Porträt machen. Wir hatten sie gewarnt. Wir hatten sie darauf aufmerksam gemacht,
dass wir kein Zoo sind, dass also die Tiere, die wir porträtieren, sich nicht ständig in unserem Garten aufhalten,
im Gegenteil, dass sie ständig unterwegs sind. Die Studentinnen waren von ihrer Idee beseelt und kamen dennoch. Sie
hatten Glück, denn es krappelten gerade Erdkröten-Winzlinge aus dem Teich. Aber mehr Tiere – außer den Fischen im
Teich - waren nicht vor die Kamera zu kriegen.
Wilde Tiere sind wie freie Menschen! Sie entscheiden frei, ob sie dorthin oder dahin laufen oder
fliegen, und dies spontan, ob bewusst oder unbewusst., wir wissen es nicht. Es geschieht. Dies ist eine unserer
wichtigsten Erfahrungen. So banal das scheinen mag.
Bei diesem Hin und Her der Tiere finden zudem ständig Veränderungen statt. Nicht nur von Tag zu
Tag, auch von Jahr zu Jahr und von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. Was die Tage betrifft: Manchmal fliegen zum Beispiel die
Feldsperlinge jeden Tag ein, besonders im Winter. Dann wiederum bleiben sie tagelang weg, und plötzlich sind sie wieder
da. Das Rotkehlchen zum Beipiel scheint täglich anwesend, dann aber kriegt man es tagelang nicht zu sehen. Was die
Jahre betrifft: Ein Trauerschnäpper – so es immer der gleiche war - brütete Jahr für Jahr in einer bestimmten Nistkanne
im Wald. Dann überlegte er sich das anders, hatte wahrscheinlich irgendwo eine seines Erachtens passablere Unterkunft
gefunden. Oder ein Eichörnchen baute über Jahre in unserem kleinen Wald seine Kobel. Wir wissen es nicht genau, aber es
verschwand regelmäßig oben im Gipfel. Eines Jahres aber baute es ganz tief, und wir störten es, weil wir die Veränderung
nicht mitbekommen hatten.
Was die Jahrzehnte betrifft. Darüber zu resümieren, stimmt traurig. Denn zu viele Tiere kehren nie
wieder. Eine Nachtigall ist einfach nicht mehr zu hören. Schmerzlich auch der Verlust des Pirols. Wunderschön, wenn er im
Sommer seine angenehmen Rufe ertönen ließ. Stare bleiben aus, Singdrosseln sind nicht mehr zu Gast. Schmetterlinge scheinen
2019 geradezu ausgestorben. Nur noch Kohlweißlinge. Ein C-Falter. Zwei Distelfalter. Kein Tagpfauenauge! An Admiral,
Kaisermantel, Perlmutterfalter oder Schwalbenschwanz ist nicht zu denken. Im Teich kein Gelbrandkäfer, kein Furchenschwimmer,
kein Rückenschwimmer, kein Wasserläufer und auch keine Teichmolche. Schnecken sind so gut wie verschwunden. Keine
Weinbergschnecken, versteckt noch ein paar Nacktschnecken. Besonders schmerzhaft – die Moorfrösche sind verschwunden,
offenbar auch die Grasfrösche. Feuersalamander gbt es seit Jahrzehnten nicht mehr, ebenso Knoblauchkröten. Auch bei den
Insekten stellen wir negative Veränderungen fest. Wespen und Fliegen sind fast rar geworden, Mücken geradezu selten.
Diese Rückentwicklung über die Jahrzehnte scheint ein unaufhaltsamer Prozess zu sein. Ein fataler
Widerspruch. Einerseits haben wir ein kahles Eckgrundstück, das einst als Markt diente, zu einem reich bewachsenen Stück
Erde gemacht. Auf unseren kleinen Wald mit sieben mächtigen Kiefern und fünf großen Fichten, darunter einer stattlichen
Douglasie, sind wir stolz. Auch Laubbäume stehen, ein Walnussbaum, eine Linde und an besonderem Ort einige kleine Obstbäume.
Dennoch und andererseits hat die Üppigkeit des Pflanzenwuchses unseres Erachtens merklich nachgelassen. Die jüngsten Jahre
zunehmender Trockenheit scheinen zu wirken.
Daher sind wir froh, dass unsere fünf kleinen Teiche nicht nur vielen Pflanzen eine Heimat sind,
insbesondere einer Seerose und zwei Schilf-Stauden, sondern vor allem Teichfröschen und Erdkröten. Auch Libellen halten
sich nach wie vor gern auf.
Was die Vögel betrifft. Wie gesagt, früher einmal waren Nachtigall und Pirol zu hören. Gesehen
haben wir sie nie, schon gar nicht in unserem Garten. Anders ist das mit den Amseln. Da gibt es zwar auch Jahre, in denen
sie nicht so zahlreich vorkommen, aber in der Regel ist unser Garten zwei Amsel-Pärchen ein zu Hause. Wobei es oft heftige
Revierkämpfe gibt. Die Seßhaftigkeit von Kohl- und Blaumeisen ist zurückgegangen, unter den Kohlmeisen sind im Winter offenbar
Zugereiste. Am Vogelhaus sehen wir neben Meisen und Sperlingen öfter auch Kleiber und Eichelhäher.