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Rasen oder Wiese

    Nimmt man ein Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache in die Hand und sucht das Stichwort „Rasen“, findet man folgenden Eintrag: „…durch regelmäßigen Schnitt kurzgehaltene , dichte, teppichartige Grasfläche, bes. in Gärten, Parks, auf Sportplätzen“. Sucht man das Stichwort „Wiese“, findet man folgenden Eintrag: „…eine bes. mit Gras bewachsene landwirtschaftliche Nutzfläche, die meist zur Gewinnung von Heu oder als Weide dient“. Natürlich geht es nicht um Heu oder um eine Weide, es sei denn man hält ein Schaf oder füttert Kaninchen. Wenn hier für eine Wiese im Garten plädiert wird, dann geht es normalerweise nicht um eine Nutzfläche, sondern um eine Grünfläche für menschliche Erbauung und vor allem für die Tierwelt. Ansonsten helfen Wörterbücher durchaus, den Unterschied deutlicher in den Blick zu bekommen.

    Was nun uns betrifft, so haben wir jüngst entschieden, die mögliche Grünfläche in unserem Garten sich zur einen Hälfte als Wiese entwickeln zu lassen und die andere Hälfte als Rasen zu behandeln. Das heißt, wenn dort die Gänseblumen beginnen, das Sagen zu haben, ist stets höchste Zeit, mit dem Rasenmäher darüber zu gehen. Die Rasenfläche ist der Ort, wo wir uns vor allem im Sommer am meisten aufhalten, weshalb Wiesenblumen wenig Chancen hätten.

    Und um Wiesenblumen geht es uns eigentlich. Wozu selbstverständlich auch die Gänseblümchen zählen, die allerdings auf der Wiese kaum auffallen. Schon deshalb nicht, weil der Rasen relativ hoch wächst und sich nach Lust und Laune entfaltet. Dabei geschehen erstaunliche Dinge. Am Rande der Wiese gedieh z.B eine Blume, die wir in dieser Fülle noch nie wahrgenommen hatten:

    Das ist eine erfreuliche Entwicklung, die noch dadurch unerstützt werden kann, dass man im Frühjahr an einigen Stellen der Wiese bewusst Wiesenblumen-Samen aussäht. Spannend immer wieder aufs Neue, was dann im Laufe des Jahres so heranwächst:



    Und eine gewisse Genugtung empfindet man, wenn sich Tiere einfinden. Ein Gast von besonderer Verhaltensweise ist der Grünspecht. Der hämmert seine imposanten Löcher lieber in den Rasen, weil er dort leichter Ameisen findet. Auf der Wiese kommen vor allem diverse Käfer auf Besuch, Bienen sowieso. Und Vögel finden immer etwas zu pickern. Am häufigsten sind das Ringeltauben. In diesem Jahr sahen wir überdies zahlreiche Grashüpfer:

    So sind wir denn mit unserer Entscheidung zufrieden, dem Gras eine Chance als Wiese zu geben. Die Natur dankt es im Rahmen ihrer Möglichkeiten.