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von Ursula Obermeier
In erster Linie beobachte ich unsere Fische und die Frösche, die sich bei uns einquartiert haben. Aber damit nicht genug. Auch Vögel bieten vielfältige Abwechslungen.
Vor einigen Jahren beispielsweise
füllten wir mehrere ausgediente Blumenschalen aus Keramik mit Wasser und
stellten diese in Sichtweite an den Rand des Rasens vor einige Sträucher. Es
brauchte nicht lange, bis an warmen Tagen Vögel diese als Tränke entdeckten und
sich labten. Heute gehören diese Tränken zum festen, auch selbstverständlichen
„Wohn- und Lebensstandard“ der in unserer Gegend ansässigen Vögel. Sie benutzen
sie zudem vom zeitigen Frühjahr bis in den späten Herbst hinein auch als
Bademöglichkeit. Es ist amüsant, ihnen beim Baden zuzusehen, vor allem auch bei
der sich anschließenden sehr gründlichen Gefiederpflege.
Große wie kleine Vögel machen von all
dem Gebrauch. Dabei gibt es eine strikte Rangordnung. Eichelhäher oder Tauben
natürlich zuerst. Interessant ist, dass der Star vor der Amsel rangiert. Sie
hat gefälligst zu warten, wenn Stare baden. Nur die frechen Spatzen wagen sich
gelegentlich dazwischen und werden natürlich von den größeren Vögeln
zurechtgewiesen oder meist weggejagt. An heißen Sommertagen konnte ich sogar
beobachten, dass Vögeln selbst das „Schlangestehen“ nicht fremd ist. Sie
stellen sich regelrecht an den Keramikschalen an. Dies ist wahrhaftig für uns
eine lustige und für die Vögel eine nützliche Angelegenheit.
Wir haben im Winter
eine interessante Beobachtung gemacht. Spatzen und Rotkehlchen versuchten, aus
einer zugefrorenen flachen Plastik-Vogeltränke zu trinken. Daraufhin entfernten
wir das Eis und füllten die Tränke neu mit Wasser. Kaum waren wir damit fertig,
flog ein Schwarm Spatzen heran, trank und badete munter trotz Schnee und Kälte.
Als die Sperlinge davon geschwirrt waren, vergnügte sich auch das Rotkehlchen.
Offensichtlich benötigen einige Vogelarten auch im Winter Trink- und
Bademöglichkeiten.
So sieht die Plastik-Tränke im
verschneiten Zustand aus.
Wir haben einige unserer alten
Obstbäume und Beerensträucher erhalten, obwohl wir für den größten Teil ihrer
Früchte keine Verwendung haben. In guten Zeiten – wie beispielsweise in diesem
Jahr 2001 – gab es reichlich. Die bei uns heimischen Vögel sind es gewohnt,
sich an ihnen gütlich zu halten.
Zuerst sind die Süßkirschen an der
Reihe. Es ist lustig zu beobachten, wie ihr Reifeprozess von den Vögeln,
vornehmlich von den Amseln, geprüft wird. Wenn es dann soweit ist, gibt es kein
Halten. Die ganze bunte Vogelpalette, von den Eichelhähern und Ringeltauben bis
zu den verschiedenen Meisenarten, ist beim Kirschennaschen vertreten. Ist
dieser Baum leergefegt, kommen – nicht immer, aber immer öfter – die roten
Johannisbeeren an die Reihe. An ihnen labt sich vor allem der Amselnachwuchs.
Eigentlich wären ihnen unsere Strauchheidelbeeren am liebsten, aber das haben
wir den Amseln erfolgreich mit Netzen verwehrt. Was zu weit geht, geht zu weit.
In diesem Jahr (2001) waren die
Sonnenblumen früh reif. Neuerdings interessieren sich für ihre Kerne nicht nur
wie üblich die Meisen, sondern auch Grünfinken. Während die Meisen sich ganz
behände an den Köpfen der Sonnenblumen zu schaffen machen, ist es für die
unbeweglicheren Grünfinken schwierig, ans Ziel, das heißt an die leckeren
frischen Kerne heran zu kommen. Sie setzen sich oben auf den Blütenrand und
versuchen, sich nach unten neigend, eine Frucht zu ergattern.
Wenig Abnehmer findet unser alter
Zwetschgenbaum. Lediglich den Eichelhähern gelingt es ab und zu, eine Zwetschge
zu pflücken und auch davon zu tragen. Meist fallen sie herunter. Die kleineren
Vögel picken sie allenfalls an.
Im Herbst bietet der Weinstock mit
seinen saftigen Beeren bis in die kälteren Wochen hinein den Amseln zusätzliche
Nahrung.
Unsere Ziersträucher mit ihren Beeren,
auch die Nadelgehölze und Laubbäume sind mit ihren Früchten Futterquellen für
verschiedene Vogelarten. Interessant ist der im Herbst blühende Efeu. Er trägt
dann im zeitigen Frühjahr, meist noch bei Schnee und Kälte, seine für uns
giftigen Früchte, für Amseln aber, Tauben, gelegentlich auch Häher
offensichtlich eine besondere Delikatesse. Vornehmlich die Amseln zwitschern
nach dem Genuss auf ganz merkwürdige, wie berauschte Weise.
Ebenfalls im Frühjahr zurzeit der
Apfelblüte lassen sich Dompfaffen in unserem Garten blicken, die allerdings
leider hier nicht ansässig sind. Sie naschen mit Vorliebe an den Apfelblüten,
was wir ihnen gern gewähren, weil sie mit den leuchtenden Farben des
Federkleides ihrer männlichen Vertreter besondere Freude bereiten.
Da wir gern eine Vielzahl von Vögeln
beobachten und wissen, dass sie sich nur dort aufhalten, wo sie Futter finden,
sich tränken und baden können, achten wir darauf, dass all das für sie in
genügendem Maße vorhanden ist. Dazu gehört, dass wir ihnen im Winter in zwei
Vogelhäuschen verschiedene Sorten Futter anbieten.
Mitte Januar 2002 lag vor unserem Küchenfenster
eine ausgewachsene Amsel auf dem Rücken. Sie zitterte in der Kälte, ein
Zeichen, dass sie noch lebte. Wie es zu diesem Debakel gekommen ist, blieb uns
unbekannt. Wir hoben sie vorsichtig auf, betteten sie eingehüllt in zwei Tücher
und brachten sie auf unseren, bereits früher einmal erwähnten Monet-Heuhaufen.
Sie konnte sich vorerst nicht auf den Füßen halten. Die Tücher und die
Mittagssonne erwärmten sie, so dass sie nach etwa zwei Stunden wieder an Kraft
gewann und, als wir sie weiter betreuen wollten, auf und davon flog.
...aber auf dem Wege der Erholung