www.tiere-im-garten.de
Von Gerlinde aus dem Ruhrgebiet erhielten wir
folgende Mail:
„Hallo! Auf Ihrer Homepage sind die Ringeltauben so liebevoll fotografiert,
dass ich Ihnen gerne etwas über meine Ringeltaube Kira erzählen möchte.
Kira war ein Notfall, ein kleines Baby. Das Nest war von einer Katze
auseinander genommen worden, von den Eltern waren nur noch Federn übrig
geblieben. Sie selber hatte schlimme Kampfspuren, die genäht werden mussten.
Durch die tägliche Versorgung und Fütterung konnte ich keinen Abstand zu dem
Tier bewahren, sie wurde auf den Menschen, besonders auf mich fehlgeprägt. Ein
Vogelprofessor aus dem Walsroder Vogelpark und eine Auswilderungsstation waren
sich einig, dass man dieses Tier nicht mehr in die Freiheit entlassen kann.
("Packen sie das Tier wieder ein und behalten sie es!")
Also wohnt sie nun seit zwei Jahren in meiner Wohnung mit ständigem
Freiflug, zusammen mit einem kleinen, verkrüppelten Spatz (der nur links herum
fliegen kann). Ich hatte noch nie so viel Spaß und Freude an einem
"Haustier", wie an meiner Kira. Sie passt sich meinem Rhythmus
bedingungslos an; so bleibt z.B. selbst das Futter stehen, wenn sie merkt, dass
ich mich hinlege, ruckzuck flattert sie auf ihren Hochsitz und schläft sofort
ein. Und selbst wenn ich am Wochenende bis in den Mittag hineinschlafe, steht
sie auch nicht früher auf.
Wenn ich dagegen im Stress bin, flattert sie wild um mich herum und
macht Randale. Wenn ich telefoniere, bearbeitet sie das Telefon, plappert mit
und ist meist lauter als ich. Überhaupt "unterhalten" wir uns sehr
viel: Wenn ich nicht sofort antworte, wird sie immer lauter und lauter, fast
zornig, bis ich denn endlich antworte... Gehe ich ins Bad, ist sie als erste
unter der Dusche. Beim
Zähneputzen hängt sie an der Zahnbürste, sitze ich am PC, sitzt sie
garantiert auf der Tastatur. Da sie im "Büro" groß geworden ist, ist
sie generell von Tasten sehr angetan. Weder Tastatur, Rechenmaschine, Telefon
noch die Fernbedienung ist vor ihr sicher. Schlimm sind auch Zigarettenkippen,
die sie ständig aus dem Aschenbecher oder selbst aus dem Müll herausholt.
Die Krönung ist jedoch, wenn es Thunfischsalat zu essen gibt: Trotz
meiner Abwehr sitzt sie oft mitten drin (im Dressing). Sie frisst für ihr Leben
gerne Zwiebeln!!????... Kleine Kampf- bzw. Boxrunden werden auch eingelegt,
allerdings immer liebevoll und "sanft", ständig darauf bedacht, mich
doch nicht "ernsthaft" zu verletzen.
Überhaupt ist das gesamte Verhalten meiner Ringeltaube immer sanft
(ich sage immer, dass der Begriff "Friedenstaube" schon berechtigt
ist). Als ich vor kurzem wegen einer Grippe im Bett lag, hielt sie drei Tage
lang Krankenwache im bzw. an meinem Bett. Nur zum Fressen verließ sie mich
kurz, um danach sofort wieder ins Bett zu kommen...
Selbst meine Stimmungsschwankungen werden von ihr wahrgenommen, sie
kann sogar "trösten". Sie setzt sich dann auf meinen Schoß und
"erzählt"... Auch wenn ich im ständigen Gewissenskonflikt bin, da es
ja ein wildes Tier ist, das eigentlich nach draußen gehört, freue ich mich doch
jeden Tag über ihre Zuneigung. Ich hätte nie gedacht, dass ein Vogel soviel
Sozialverhalten zeigt, so liebevoll und intelligent sein kann... (Der Dreck,
den sie verursacht, hält sich in Grenzen, auch wenn ich einen enormen Verbrauch
an WischundWeg habe.)
Gerlinde“
Daraufhin mailten wir natürlich sofort um ein paar
Fotos, und so entstand diese Seite von Gerlindes Ringeltaube Kira.
Außer Fotos erhielten wir noch einen faszinierenden
Bericht von Gerlinde, wie sie eine Taubenfreundin wurde. Hier ungekürzt:
„Ich erzähle mal, einfach so, wie ich zum Taubenfreund wurde:
Ich stand mit meinem Wagen an einer roten Ampel in der Schlange, vor
einer schmalen, aber viel befahrenen Kreuzung. Mitten auf der Kreuzung hockte
eine kleine, gerade flügge gewordene Taube, die mit der großen, weiten Welt
noch gar nichts anfangen konnte. Der Gegenverkehr bekam Grün, aber die Taube hockte
im Weg. Fahrer Nr. 1 hupte, blinkte mit dem Fernlicht, aber die Taube machte
sich nur noch kleiner. Zögernd fuhr der Fahrer an, um nach einiger Überlegung
einfach über die Taube rüber zu fahren. Fahrer Nr. 2 fuhr sofort hinterher,
auch über die Taube hinüber.
Mittlerweile kochte ich schon vor Wut und beobachtete Fahrer Nr. 3,
der ebenfalls zum Rüberrollen ansetzte. Aber endlich bekam ich Grün, gab
Vollgas, stellte meinen Wagen mitten auf der Kreuzung in den Weg und sammelte
das arme, nun völlig zerzauste, zerrupfte und wunde Tier unter einem Hupkonzert
ein. (Alle umherstehenden Fußgänger schüttelten nur den Kopf über mich!)
Meine Tierärztin versorgte die Taube und zeigte mir, wie man so ein
kleines Ding füttert und tränkt. So wurde die Taube gesund, groß und dick, und
ich konnte sie nach einigen Wochen fliegen lassen.
Dann kam Taube Nr. 2, meine Kira, die mir von meiner Freundin im
Karton überreicht wurde "Du kennst Dich doch mit Tauben aus!"...
Zusätzlich bekam ich eine riesige Voliere geschenkt (bis heute unbenutzt), die
ich ans Fenster stellte, so dass sie von der Straße aus zu sehen war. Daraufhin
sprach mich ein Nachbar an (den ich gar nicht kannte), dass er eine Taube
gefunden habe, nun aber nicht weiß wohin damit,... und ich hätte doch so eine
schöne, große Voliere... Ok, das war Taube Nr.3, die ich gesund pflegen musste,
da sie sich in Zwirn verfangen hatte und der Zwirn sich in die Füßchen
geschnürt hatte (die Füßchen waren sehr wund und entzündet). Aber auch das ging
in Ordnung.
Zwischendurch fand ich Taube Nr. 4 an einer Tankstelle, die aber wegen
Salmonellenvergiftung und Ansteckungsgefahr eingeschläfert werden musste.
Dann... fand ich Taube Nr. 5 im Straßengraben. Es war eine Brieftaube, die sich
verflogen hatte, völlig entkräftigt und ausgehungert. Als sie übern Berg war,
hatte ich endlich den Besitzer ausfindig machen können, der sie abholte... und
ihr aus Sorge um seinen Taubenbestand (Ansteckungsgefahr) den Hals umdrehte,
obwohl sie doch gesund war.
Nun war meine Kira wieder alleine und ich fragte beim Tierheim nach,
ob sie nicht einen "Fußgänger" hätten, den ich als Partner für meine
Kira mitnehmen könnte. Dies war nicht der Fall, aber ich sollte meine
Telefonnummer hinterlassen. Das war ein Fehler, denn nun läutete ununterbrochen
das Telefon, fremde Leute riefen mich an, sie hätten meine Telefonnummer vom
Tierheim bekommen, ich würde Vögel aufnehmen... So kam unter anderem Taube Nr.
6, die mit dem gebrochenen Flügel. (Etwas Hansaplast vom Tierarzt drum geklebt,
und so ein gebrochener Flügel heilt wunderbar.)
Dann kam die "Rettungsaktion". Eine Taube war als Lockvogel
in einer Schnappfalle für einen Habicht eingesperrt (war von der Forstbehörde
nicht genehmigt). In einer groß geplanten Nacht- und Nebel-Aktion wollten wir
das arme Tier befreien, aber wir kamen zu spät (vier erwachsene Menschen
heulten wegen einer toten Taube)... Dafür befreite ich kurze Zeit später eine
Elster aus einer anderen Lebendfalle,... eine Kollegin von mir klaute immer
wieder neu aufgestellte Fallen, was bei einer Größe von ca. 1m² nicht so
einfach ist und mittlerweile hat der Bauer das "Jagen" aufgegeben
(Fallen sind teuer)...
Am Stall (ich habe ein Pferd) wollte man einen kleinen Spatz
"retten", der aus seinem Nest gefallen war und unsere Stallkatze leckte
sich schon die Zähne. Immer wieder setzte man den kleinen Spatz ziemlich hoch
auf unsere Spinde, und immer wieder fiel er ziemlich tief hinunter. Dieser
kleine Krüppel wohnt nun auch bei mir.
Erst letzte Woche hockte wieder eine Taube, Nr. 7, bei mir vor der
Bürotür (spricht es sich nun auch schon bei den Tieren herum, dass ich sie
rette???). Laut Tierarzt war sie nur entkräftigt, völlig ausgehungert und kurz
vor dem Verdursten. Sie sollte aber vorsichtshalber in Quarantäne gehalten
werden. Also kümmert sich vorübergehend meine Mutter um sie, aber da die Taube
keine Anstalten macht, doch mal zu fliegen, werde ich sie wohl wieder zu mir
nehmen und behalten, dann habe ich nun endlich meinen "Fußgänger"...
Wenn ich mich mal nicht um wilde Tiere kümmere, versorge ich am Stall
mein eigenes Pferd, das seit 9 Monaten mit einem Sehnenschaden zu kämpfen hat,
das ist aber eine andere, nervenaufreibende, unendliche Geschichte. Wenn der
mal nicht mehr ist, kommt KEIN neues Pferd, da mich seine Krankheiten
finanziell ruiniert haben (vierfacher Totalschaden, für das Geld hätte ich mir
einen Neuwagen kaufen können.) Dann werde ich aber einen Garten pachten, mit
einer großen Voliere darin und weiterhin viele Vögel retten.
Gerlinde.“
Das ist wahrscheinlich die dramatischste
Tier-Geschichte, die wir bisher in Wort und Bild erhalten haben. Wir danken
Gerlinde für die Mühe, uns das alles aufzuschreiben.
Schauen Sie auch bei Christinas Ringeltaube vorbei!
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