www.tiere-im-garten.de
Beobachtungen am Gartenteich
Fisch-Notate
von Ursula
Obermeier
Rangordnung
Der größte und stärkste Koi im Teich ist gleichzeitig der
ranghöchste. Einst hatte diesen Posten Goldbarren Nummer 1 inne. Unmittelbar
nach dessen Tod übernahm Undine sein Amt, das sie sogar weitaus energischer als
er ausübt. Sie bestimmt wo und wie es lang zu gehen hat. Zu ihrem absoluten
Privileg gehört es, aus unserer Hand Futter, Regenwürmer oder Trockensteaks, zu
fressen. Keinem anderen Fisch würde sie es erlauben, ein Gleiches zu tun. Dabei
ist der „Silberpfeil“, der inzwischen an Größe und Stärke sie zwar noch nicht
erreicht, aber aufgeholt hat, in der Regel dicht neben ihr und deutet an, dass
er durchaus in der Lage und gewillt ist, im „Ernstfall“ ihren Posten zu
übernehmen. „Felix“ dagegen, obzwar gleichaltrig wie „Undine“, auch fast so
groß wie diese, aber nicht so stark, hält sich zwar gern in ihrer Nähe auf,
zeigt jedoch keinerlei Ambitionen, ihr das Amt streitig zu machen.
„Undine“ reguliert förmlich das Geschehen im von den Koi
dominierten Teich. Sie lässt nur widerwillig einen Neuzugang zu. Wenn dieser
Überlebenschancen haben soll,
muss er schon eine gewisse Größe erreicht haben. Dies konnte ich am Schicksal von „Bückling“ beobachten. Wie bereits erwähnt, kauften wir ihn zusammen mit „Goldbarren“ Nummer 2. „Bückling“ war jedoch kleiner als dieser. „Goldbarren“ Nummer 2 konnte sehr schnell bei der Fischfütterung einen Happen ergattern, wenngleich nur gelegentlich. Wurde dies von „Undine“ bemerkt, warnte sie ihn durch kräftiges Stupsen in die Flanken. „Bückling“ war offensichtlich solchen Attacken körperlich nicht gewachsen. Er hielt sich prinzipiell auch bei der Fütterung abseits der Meute auf und musste sich vorläufig mit Naturnahrung, die ein Teich bietet (Mückenlarven, Wasserflöhe, Libelleneier usw.) begnügen. Erst mit zunehmender Kräftigung schloss er sich kühn, mitunter sogar etwas keck und erfindungsreich der Meute an.
Ganz anders erging es bislang dem eigenen, im Teich
produzierten Fisch-Nachwuchs. Da dieser kaum über ein Kindheits-Stadium
hinausgekommen ist, konnten wir nicht feststellen, ob dieser Nachwuchs von den
Koi oder den Shubunkins herrührt. Alle Minifische dieser Arten sind bisher zu
Grunde gegangen. Ganz gleich, ob sie im Teich belassen wurden oder
herausgefischt und isoliert worden waren.
Im vergangenen Sommer hatte es tatsächlich ein kleiner
bunter Nachwuchs-Fisch geschafft, am Leben zu bleiben. Wir beließen ihn im
Teich und nannten ihn „Moritz“. Er versteckte sich geschickt vor der Meute,
wurde, wenn wir ihn zu Gesicht bekamen, mit zerbröseltem Trockenfutter
beköstigt und gab Grund zu guter Überlebenshoffnung. Wir beobachteten ihn auch
im Winter. Er bewegte sich etwas oberhalb der größeren Fische, hielt also angemessenen
Abstand von diesen. Im Frühjahr dann, nach der Eisschmelze und bei wärmeren
Temperaturen wagte er sich Schritt für Schritt in die Nähe der anderen, obwohl
er noch sehr klein und schwach war. Er machte einen guten Eindruck auf uns.
Eines Tages, nach der Fütterung, schwamm er plötzlich tot auf der
Wasseroberfläche, ohne vorherige Krankheitsanzeigen. Ich vermute, dass ihn
„Undine“ auf dem Gewissen hat. Er hatte sich zu weit vorgewagt. Sie aber duldet
keinen weiteren Kostgänger in ihrem Teich. Ein kräftiger Schlag mit dem Schwanz
oder ein ebensolcher Stupser mit dem Maul hat
- so meine ich - die
Sache für sie erledigt. Punktum!
Zurück zum
Inhaltsverzeichnis