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19. Kapitel
Endlich ein Springbrunnen
Angelegt waren die kleinen Teichbecken ja von vornherein für einen
Wasser-Kreislauf. Das heißt, vom höchsten, dem Koi-Teich, konnte das Wasser
hinüber fließen in den Goldfisch-Teich und von da in den Frosch-Pool. Was das
Wasser auch willig tat, sobald ich frisches dazugab.
Schon bei der Gelegenheit hatte ich mit gewisser Verwunderung festgestellt,
dass stets sozusagen ein kleiner Berg Wasser auf einem Teich entstehen muss,
bevor überhaupt irgendetwas überfließt. Das seltsame Phänomen hatte mich
bislang nicht besonders beschäftigt. Die Lage änderte sich, als ein Kreislauf
zustande kommen, also Wasser von unten nach oben zurückgeleitet werden sollte.
Das wurde möglich, nachdem uns unsere Tochter zu Weihnachten eine
Teichpumpe geschenkt hatte. Der Apparat war so ausgestattet, dass ein
Springbrunnen unmittelbar an der Pumpe sprudelte und außerdem eine bestimmte
Menge Wasser per Schlauch woanders hin, also zum Beispiel in einen darüber
liegenden Teich gepumpt werden konnte.
Verständlich, dass ich das Frühjahr ungeduldig erwartete. Ich stellte mir
vor, die Pumpe im Frosch-Pool zu stationieren und von da Wasser in den
Koi-Teich zu leiten. So würde uns ein munterer Kreislauf erfreuen. Der
notwendige Schlauch von etwa drei Meter Länge war bald besorgt. Sobald es die
Temperaturen zuließen, begann ich mit der Montage (Siehe dazu „Teiche verbinden“).
Noch am gleichen Tag war Einweihung. Die Pumpe arbeitete fabelhaft,
drückte das Wasser zu einem ansehnlichen kleinen Springbrunnen und beförderte
außerdem eine gehörige Menge Wasser hoch in den Koi-Teich. Wie weit die Frösche
mit dieser Neuerung einverstanden waren, ist schwer zu beurteilen. Zunächst
einmal blieben sie geduldig am Rand sitzen und ließen sich besprühen. Mit der
Zeit, das sei hier vorweggenommen, zogen sie im Verlaufe des Tages meist in die
anderen Teiche um. Aber das Wohlbefinden der Frösche interessierte mich
momentan wenig, weil es mir darauf ankam, erst einmal einen intakten Kreislauf
zustande zu bringen. Und das war überraschenderweise gar nicht so einfach.
Es ergab sich ein vertracktes Problem. Bevor nämlich oben beim Koi-Teich
Wasser überzulaufen begann, war es unten im Pool der Frösche schon so gut wie
aufgebraucht, und die Pumpe saugte Luft an. Jedes mal, wenn wir das Wasserspiel
genießen wollten, musste ich frisches Wasser zufließen lassen. Und wenn der
Koi-Teich gefüllt war, dauerte es noch einmal seine Zeit, bis es am Goldfisch-Teich
überfloss. Es wirkte der bereits beschriebene Effekt, dass ein Teich
gewissermaßen einen kleinen Berg Wasser obenauf haben muss, bis etwas
überfließt. Nachdem ich mich dieser Gesetzmäßigkeit gebeugt hatte, konnten wir
uns am Wasserspiel erfreuen.
Aber es gab neuen Ärger. Das Wasser ging verloren! Auf seinem Weg von
oben nach unten floss es irgendwo davon. Zunächst hatte ich die zwei
Überfließ-Stellen in Verdacht, aber ich fand eine andere Ursache. Dadurch, dass
ich, um den Kreislauf zu erreichen, stets den Wasserspiegel anheben musste,
stand das Wasser höher als ursprünglich disponiert. Und so entstanden offenbar
Stellen ringsum, wo Wasser im Ufer versickerte. Also legte ich die zwei
Abflüsse tiefer. Das half zwar, aber nicht ausreichend. Irgendwo musste an
anderer Stelle Wasser verlustig gehen.
Tagelang stand ich echt verzweifelt an den Teichen. Warum gelang es
nicht, solch kleines Vergnügen einwandfrei zu installieren? Ich verdächtigte
die Falten der Folie. Dahinein wachsen nämlich Pflanzen, und mit der Zeit sind
die Zwischenräume dieser Falten wie Schwämme, die sich voll saugen und Wasser
nach draußen transportieren. So versuchte ich denn in mühevoller Kleinarbeit,
alle Falten zu säubern. Aber der Erfolg war mäßig, die eigentliche Ursache noch
nicht gefunden.
Nun geriet der Überlauf vom Koi- zum Goldfisch-Teich in Verdacht. Dort
hatte ich ein Stück Folie zwischen legen müssen, weil die obere Folie zu knapp
war und nicht als Überlauf bis nach unten reichte, so dass der Zwischenraum
überbrückt werden musste. Als ich das Zwischenstück abhob, schien es feucht
darunter. Mir war klar, dass das Ankleben der Folie die beste Lösung gewesen
wäre. Aber ich misstraute dem Kleber wie meinen Fertigkeiten. Also verlegte ich
ein größeres Stück als Übergang und hoffte auf Erfolg. Der sich aber nicht
einstellte.
Im Gegenteil. Der Wasserspiegel im Goldfisch-Becken sank über Nacht immer
tiefer ab. Solange der Kreislauf im Gange war, fiel das nicht auf. Wenn ich
aber gar einmal einen Tag aussetzte, war der Wasserstand im Goldfisch-Teich
einfach eine reine Katastrophe. Es blieb keine andere Erklärung als die, dass
da irgendwo in der Folie ein Loch entstanden war. Was so ungefähr das
Schlimmste ist, das einem Gartenteich-Fan passieren kann. Denn wo soll man
suchen? Logischerweise entlang des Randes, an dem das Wasser schließlich
verharrt, also nicht weiter absinkt. Und wohl dem, wenn die Stelle nicht allzu
tief ist. In unserem Falle fiel das Wasser in der Regel um etwa zehn
Zentimeter. Das war irgendwie sogar zu verkraften, aber der Tiefstand
verunzierte den Teich. Und vor allem: Es kostete jeden Tag eine neue Portion
Wasser. Ganz abgesehen von der Frage, ob so viel Frischwasser Tag für Tag für
die Fische günstig ist.
Eines Tages – es war trocken am Teich, weil es eine Woche lang nicht
geregnet hatte – entdeckte meine Frau eine feuchte Stelle außerhalb. Das Wasser
konnte nur aus dem Teich stammen, den ich des Morgens wieder gefüllt hatte.
Nachdem wir die feuchte Stelle über mehrere Tage beobachtet hatten, war klar,
wo in etwa das Wasser wegfloss, obwohl im Teich nichts zu erkennen war. Ich
klopfte also schweren Herzens das mühsam gemauert Ufer entzwei und hob die
Folie an. Tatsächlich, ich fand zwei Löcher.
Da gerät man ins Grübeln! Wie kann so etwas Ärgerliches entstehen? Ich
vermute, dass der Winterfrost, wenn das Eis zwanzig Zentimeter dick ist und
steinhart, solche Schäden anrichtet. Man kann das nicht verhindern und muss
auch noch froh sein, wenn es nicht schlimmer kommt.
Nachdem ich die Löcher mit Hilfe meines Sohnes abgedichtet hatte, ergab
die Probe, dass der Wasserstand nun stabil blieb. Endlich konnten wir uns in
Ruhe am munter rundum plätschernden Wasser erfreuen. Die Frösche übrigens
hatten sich längst mit der neuen Lage arrangiert, schienen sogar ihren Spaß
daran zu haben. An warmen Tagen saßen sie am Bächlein und blinzelten in die
Sonne. Die Fische hatten offenbar auch ihre Freude, denn in der Regel kurvten
sie gern an den Stellen herum, wo das Wasser zufloss.
Doch wie das meist so kommt im Leben: Zufriedenheit hält nicht lange vor.
Uns machte die zunehmende Grün-Färbung des Wassers Ärger. Ursprünglich hatten
wir sogar gedacht – laienhafte Anfänger, die wir eben waren -, der kleine
Filter an der Pumpe würde uns das Wasser sauber halten. Aber obwohl der
Kreislauf schon seit ein, zwei Wochen gut funktionierte, färbte sich das Wasser
immer grüner.
Unerwartet gab es obendrein noch anderen Ärger. Die Leistung der Pumpe
ließ nach, der Springbrunnen „sprang“ nur noch kläglich. Als ich begriffen
hatte, dass der Filter versottet war, nutzte ich einen warmen Tag, das Ding zu
reinigen. Was sich alles so ansammelt! Sogar ein kleines zerquetschtes
Moderlieschen klemmte dazwischen. Nachdem ich den Filter gereinigt und wieder
montiert hatte, arbeitete die Pumpe einwandfrei. Aber klar wurde das Wasser
nicht.
Damals entdeckten wir auf einem unserer Steifzüge durch zoologische
Handlungen eine neueste Errungenschaft, nämlich einen Infrarot-Bestrahler für
Teichwasser. Es muss durch den Apparat geleitet werden, und bei der Gelegenheit
tötet die strahlende Lampe die grünen Biester. Uns schien das einleuchtend. Da
wir zu diesem Zeitpunkt in Sachen Grün-Färbung des Wassers mit den Nerven
wieder einmal am Ende waren und uns nicht zu helfen wussten, kauften wir das
teure Ding. Angeschlossen war es bald, Wirkung aber zeigte es nicht.
Unsere Wehklage beim zoologischen Händler führte dazu, dass er uns erst
einmal aufklärte. Der Strahler, meinte er, nützt ohne besonderen Teichfilter
gar nichts! Uns blieb keine andere Wahl, als nun auch noch einen entsprechend
großen Apparat zu kaufen. Um ihn möglichst bald effektiv zu machen, bot der
Händler noch irgendein biologisch aktivierendes Tüchlein an. Und natürlich,
wenn man erst einmal so richtig in Schwung ist, nimmt man das auch noch mit.
Und ist verärgert und enttäuscht, wenn sich, obwohl alles korrekt montiert ist,
einfach gar nichts tut.
Einen Monat mindestens haben wir gewartet, bis uns schien, dass das
Wasser ein bisschen aufklarte. Noch allerdings wagten wir es kaum
auszusprechen. Schließlich beobachtete ich mit zunehmender Gewißheit, dass wir
Tag für Tag etwas tiefer schauen konnten. Abgesehen davon, dass jetzt das
Wasser nach fünf, sechs Stunden Betrieb pro Tag wirklich einfach sauberer und
ansehnlicher aussah. Selbst in der Zeit, in der unsere Birke ihren Samen
verstreute und morgens eine hellgrüne Zierde auf dem Wasser schwamm, sorgten
Kreislauf und Filter im Laufe des Tages für einen versöhnlichen Anblick.
Ein Vierteljahr mindestens ist vergangen, bis eintraf, was versprochen
war, nämlich klares Wasser. Was voraussetzte, dass ich wenigstens alle acht
Tage die Frösche in ihrem Pool störte und den Filter der Pumpe säuberte. Aber
solch Mühsal nimmt man auf sich.
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