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Katastrophen im Gartenteich

20. Kapitel

 

 

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Diebischer Fischreiher

 

Nach den Verlusten durch den strengen Winter und möglicherweise den Pumpen-Lärm lebten im Goldfisch-Teich noch zwei ansehnliche Exemplare. Wir trugen uns mit dem Gedanken, durch Neukauf einen Mini-Schwarm von fünf Stück zu etablieren. Um sie unterscheiden zu können, wollten wir auf kleine besondere Merkmale achten. Doch plötzlich hatten wir ganz andere Sorgen.

 

Als wir eines Tages beiläufig und ohne Arg die Teiche beschauten, fehlte einer der zwei Goldfische. Wir nahmen das aber noch nicht dramatisch. Immerhin hatten wir uns schon dazu erzogen, Unerwartetes in Sachen Fische erst einmal gelassen zu registrieren. Was diesen Fall betraf: Es geschah zuweilen, besonders im Frühjahr, dass einer der Fische tief abtauchte und tagelang einfach nicht zu sehen war.

 

Stutzig wurde ich, als uns der Nachbar erzählte, sein Nachbar habe ihm berichtet, auf unserem Hausdach einen Fischreiher gesehen zu haben. Da blieb nichts mehr zu rätseln. Nun wusste ich ziemlich verbindlich, wo unser vitaler Goldfisch abgeblieben war.

 

Noch einmal zog ich grollend dünne Drähte kreuz und quer über die Teichbecken. Viel Hoffnung verband ich damit nicht. Wenn solch Dieb erst einmal eine Futterquelle entdeckt und jungen hungrigen Nachwuchs im Nest hat, kennt er kein Erbarmen. Was man ja verstehen kann. Aber dass er es ausgerechnet auf unsere Fische abgesehen hatte, war natürlich bitter.

 

Wie das dann meist so zu kommen pflegt: Solange man selber Wache hält, geschieht gar nichts. Aber als wir einmal losfuhren und dem Nachbarn den Schlüssel zum Grundstück gegeben hatten, erlebte der das Schauspiel. Er sah – jedenfalls erzählte er es später so -, wie ein Fischreiher zunächst eine Kiefer anflog und von da unser Hausdach. Der Nachbar eilte sofort zu uns herüber und konnte gerade noch verhindern, dass das Tier, das inzwischen gelandet war, zufasste.

 

Wieder wagten wir uns einige Zeit nicht vom Grundstück. Andererseits, sagten wir uns, sollte man sich von solch einem Vogel auch nicht tyrannisieren lassen. Das Leben muss ja weitergehen. Zumindest notwendige Einkäufe sind zu tätigen. Also zogen wir los, und jedes Mal war bei Rückkehr die bange Frage, ob noch alle Fische im Teich schwammen. Schließlich fanden wir unsere Sorge affig und behelligten auch den Nachbarn nicht mehr mit dem Schlüssel. Irgendwann kommt ein Punkt, an dem man sich bewusst wird, dass man sich nicht zum Sklaven seines Hobbys machen darf.

 

Das Ergebnis: Der Fischreiher holte eines Tages auch noch den zweiten Goldfisch. Angesichts der neuerlichen Katastrophe entschieden wir uns dafür, einfach positiv zu handeln. Das heißt, wir kauften prompt und sozusagen demonstrativ vier neue kleine Goldfische.

 

 

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